Little Joe
Österreich/GB/Deutschland 2019, 105', DCP, E/d. Ab 16 (16) J., Regie Jessica Hausner. Drehbuch Géraldine Bajard, Jessica Hausner. Mit Emily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox, Kit Connor, Phénix Brossard.
Feinstofflicher Horror: Eine genmanipulierte Pflanze, die Menschen glücklich machen soll, entfaltet im Film der Österreicherin Jessica Hausner (Lourdes, Amour fou) abgründige Nebenwirkungen. Emily Beecham wurde in Cannes mit dem Preis für die beste Darstellerin ausgezeichnet.
Little Joe ist eine purpurrote Blume, die Menschen glücklich macht. Alles, was sie braucht, ist Wärme, Wasser und tägliche Zuwendung. Wenn man liebevoll mit ihr redet, verbreitet sie ihren betörenden Duft. Sie sendet das Hormon Oxytocin aus, welches auch die Bindung zwischen Mutter und Kind verstärkt. Erschaffen wurde die zarte Pflanze von der Gentechnikerin Alice. Kurz vor der offiziellen Zulassung nimmt Alice heimlich ein Exemplar für ihren Sohn Joe nach Hause, sie benennt die Schöpfung sogar nach ihm. Denn seit der Trennung von Joes Vater und weil sie vor lauter Arbeit kaum Zeit hat, wendet sich der Teenager zunehmend von ihr ab. Doch die erwünschte Wirkung bleibt aus. Mehr noch: Das Gewächs scheint ein Eigenleben zu entwickeln, und je stärker es Joe an sich bindet, umso weiter entfernt sich dieser von seiner Mutter. Überhaupt alle, die mit der neuartigen Züchtung Kontakt haben, verändern sich auf seltsame Weise. Ist dieses Glück im Blumentopf wirklich so harmlos? Oder ist Alice einfach so überarbeitet, dass sie sich gewisse Dinge einbildet?
In kühl komponierten Bildern und mit feiner Ironie inszeniert die österreichische Regisseurin Jessica Hausner eine kluge und vielschichtige Metapher auf unsere Gesellschaft, die fast schon besessen nach dem eigenen, perfekten Glück strebt. Die Hauptdarstellerin Emily Beecham wurde für ihre herausragende schauspielerische Leistung in Cannes als Beste Darstellerin ausgezeichnet.
«In ihrem ersten englischsprachigen Film navigiert Hausner stilsicher zwischen Psychothriller und Horrordrama. Hausners Bio-Science-Fiction ist so kalt wie scharf beobachtet und dabei nicht ohne Humor, wenn auch von der tiefschwarzen Sorte.» Barbara Schweizerhof, Viennale