Les chatouilles
Frankreich 2018, 103', DCP, F/d. Ab 12 )14) J., Regie Andréa Bescond, Eric Métayer. Mit Andréa Bescond, Karin Viard, Clovis Cornillac, Pierre Deladonchamps, Grégory Montel, Carole Franck.
Als Achtjährige wird Odette von einem Freund der Familie mit «Kitzelspielen» missbraucht. Als Erwachsene verarbeitet sie dies im Tanz und gewinnt endlich wieder die Kontrolle über den eigenen Körper.
«Sie heisst Odette – wie die Protagonistin aus «Schwanensee», Tschaikowskis berühmtem Ballett. Die Achtjährige ist ein fröhliches Mädchen, ihre Leidenschaft ist der Tanz und so nimmt sie schon früh Ballettunterricht. Ihre Eltern Mado und Fabrice haben einen Hausfreund, Gilbert, der sich liebevoll um Odette kümmert und am liebsten «Kitzelspiele» mit ihr spielt. Als erfolgreiche Profitänzerin holen Odette die Erinnerungen an die Verbrechen ein, die der schmierige Hausfreund an ihr beging. Sie geht zu einer Psychiaterin, um das aufzuarbeiten, was ihr angetan wurde – vor allem mit dem Ausdrucksmittel, das sie perfekt beherrscht: dem Tanz. Andréa Bescond ist selbst eine Tänzerin von Weltformat. In ihrem Erstling, den sie in Co-Regie mit ihrem Lebenspartner, dem Schauspieler und Regisseur Éric Méayer, realisierte, inszeniert sie ihre eigene Geschichte und spielt sich gleich selbst. In fliessend ineinander übergehenden Flashbacks und Tanzszenen von atemberaubender Virtuosität lässt Les chatouilles erahnen, welche seelischen Verwüstungen sexueller Missbrauch im Kindesalter in einem Menschen anrichtet. Andréa Bescond entfesselt in Les chatouilles einen hundertminütigen Exorzismus, eine schauspielerische und tänzerische Parforcetour von beeindruckender Intensität.» (Kinok St. Gallen)
«Die Kindheit bleibt an ihr haften, selbst als die Regisseurin/Tänzerin/Hauptdarstellerin eine energiegeladene Erwachsene ist, rasend vor Wut und mit zum Zerreissen gespannten Muskeln. Neben ihr, eiskalt, Pierre Deladonchamps als aalglatter Pädophiler; Clovis Cornillac, grossartig und verstörend als sanfter Vater, der nichts Böses sieht – und schliesslich Karin Viard als in ihrem eigenen Unglück erstarrte Mutter, die, als die Wahrheit ans Licht kommt, nur an die Schande denkt; eine Frau, belastet von selbst erlittenem Unrecht, aus einer Generation, die keine Zeit hatte, um sie beim Psychiater zu vertrödeln oder um Genugtuung zu kämpfen. Das Leben ist hart, also ist sie es auch.» Télérama