Le livre d’image
Schweiz/Frankreich 2018, 84', DCP, D+OV/d. Regie Jean-Luc Godard. Drehbuch Jean-Luc Godard.
Das jüngste Werk von Jean-Luc Godard erlebte seine Uraufführung 2018 am Filmfestival Cannes, wo Godard mit einer Palme d’Or Spécial gewürdigt wurde.
«Konzipiert als Remix von Filmausschnitten, Archivmaterial und musikalischen Einschüben, erscheint Le livre d’image wie ein später Nachsatz zu den Histoire(s) du cinéma (1988–1998), Godards vierstündigem Monumentalwerk, das mittels einer komplexen Verflechtung von Zitaten aus der Film- und der Zeitgeschichte zu einem neuen Blick auf das 20. Jahrhundert finden wollte. Auch hier führt die Assemblage von visuellen und akustischen Fragmenten zu dunklen, teils aber auch lyrischen Momenten, die im mehrstimmigen Chor von einer beschädigten Welt berichten. In fünf Kapitel unterteilt («wie die fünf Finger der Hand», ist aus dem Off zu vernehmen), kommt der Film auf die Revolutionen und – vom Atompilz bis Sarajevo – die Kriege zurück, die das Weltgeschehen geprägt haben.» Patrick Straumann, NZZ
«Am spannendsten ist das fünfte Kapitel, ‹Région centrale›. Es ist der Titel eines berühmten Experimentalfilms von Michael Snow, aber Godard verwendet ihn auf seine Weise. Die zentrale Region der Welt und der Bilder, scheint Godard zu sagen, ist heute die arabische Welt. (...) Eine Szene aus Roberto Rossellinis Paisà (1946), in der Partisanen am Ufer eines Sees ermordet werden, vergleicht er mit Videos des Islamischen Staates, die ähnliche Gräuel zeigen. Vor allem kritisiert Godard den okzidentalen Blick auf den Osten. Der Westen interessiere sich nur für den politischen Islam, aber nicht für die arabische Welt als solche. Die zeigt er hier, in Ausschnitten und Amateuraufnahmen aus dem Internet. In der ganzen Gewalt, die sie prägt, aber auch in ihrer Pluralität, im Reichtum ihrer Geschichte und Kultur.» Philipp Stadelmaier, «Süddeutsche Zeitung»