Le charme discret de la bourgeoisie
FR/ES 1972, 102', DCP, F/d. Regie Luis Buñuel. Drehbuch Jean-Claude Carrière. Mit Fernando Rey, Delphine Seyrig, Stéphane Audran, Jean-Pierre Cassel, Paul Frankeurs, Bulle Ogier.
Eine Komödie der Frustration: In seinem surrealen Meisterwerk lässt Luis Buñuel die rituellen Dinnerpartys einer Gruppe von gut betuchten Grossbürger:innen regelmässig in einem Fiasko enden.
«Luis Buñuels surreales Meisterwerk von 1972, das er gemeinsam mit Jean-Claude Carrière geschrieben hat, ist seltsamer und sinnlicher denn je. Die Verrücktheit unter den Konventionen pulsiert noch eindringlicher und indiskreter, jetzt, da diese Konventionen selbst historisch weit entfernt sind. Im Nachhinein können wir sehen, wie Buñuels Subversion die verschiedenen modischen Formen des Agitprop und des radikalen Schick absorbiert und ebenfalls unterwandert hat.
Die Handlung dreht sich um ein halbes Dutzend gut betuchter Grossstädter, die sich immer wieder zu Dinnerpartys und eleganten Soireen treffen, nur um festzustellen, dass die Veranstaltung durch einen abwesenden Gastgeber, ein mysteriöses Missverständnis oder eine bizarre Wendung der Ereignisse ruiniert wird, und dann wacht man auf und stellt fest, dass alles nur ein Traum war, ohne dass die Unterscheidung zwischen Traum und Wachen klarer wird. Der Surrealist und Anthropologe Buñuel war fasziniert vom Ritual der Dinnerparty: Ohne Gastgeber gleicht dieses gesellschaftliche Ereignis der verzweifelten Erfindung komplizierter Regeln durch die Menschheit in Abwesenheit von Gott.
Es ist immer noch äusserst beunruhigend, wenn sich alle um einen Tisch in einem fremden Haus versammeln und dann, als sich plötzlich eine Wand wegbewegt, entdecken, dass sie sich in einem unnatürlichen Licht auf einer Bühne befinden, die von einem Auditorium voller stirnrunzelnder Theaterbesucher inspiziert wird. ‹Ich kenne meinen Text nicht›, murmelt Sénéchal (Jean-Pierre Cassel) in kaltem Schweiss zu sich selbst. Eine exotische und brillante Gewächshausblüte von einem Film.» Peter Bradshaw, «The Guardian»