Der Film, der die letzten Stationen jenes Prozesses erzählt, der zum Todesurteil gegen Jeanne d´Arc führte, wird einmütig als ein Meisterwerk des Stummfilms betrachtet. Mit seinen expressiven Grossaufnahmen des Gesichts der Schauspielerin Falconetti überstrahlt er gleichsam die ganze Epoche der 20er-Jahre wie eine unvergessliche Ikone. Wie viele Regisseurinnen und Regisseur vor und nach ihm verwendete auch Godard in Vivre sa vie Ausschnitte aus Dreyers Film.
Dreyer beschränkt sich in seiner klassischen Verfilmung ganz auf die Gerichtsverhandlung, die er auf einen Tag verdichtet, die Aburteilung, und die Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen. Dabei arbeitet er überwiegend mit Großaufnahmen, sparsamen, mathematisch kalkulierten Kamerabewegungen und meist monochromen Hintergründen, die den Blick nicht vom sehr differenzierten Mienenspiel der Darsteller/innen ablenken. Der Film ist kein Historiengemälde, keine Chronik der Ereignisse, kein Passionsspiel, sondern die distanzierte Beschreibung eines Glaubenskampfes.
Vorstellung im Lichtspiel: Mittwoch, 22. November, 20.00.