Begegnungen, die nahe gehen
Drei wahre Audiogeschichten, drei ganz unterschiedliche Begegnungen: Die eine Begegnung bleibt einseitig und fern, aber dennoch wird sie sehr intim. Die andere spielt sich nur im Bett ab. Und die dritte ist ein Wagnis für ein Kind. (Diese Ausgabe von Kopfkino bedingt Englischkenntnisse.)
Eine Frau beginnt das Leben eines Paares in einer Wohnung vis-à-vis zu beobachten, das immer die Vorhänge offen lässt. Das ist der Beginn einer intimen, aber sehr einseitigen Beziehung. «The Living Room» (2015) des US-amerikanischen Podcasts Love + Radio (Briana Breen, Nick van der Kolk, Brendan Baker) entwickelt einen Sog, dem sich offensichtlich auch Filmschaffende nicht entziehen können. Denn die 25-minütige Geschichte diente als Vorlage für einen mit einem Oscar ausgezeichneten Kurzfilm.
In «Stairway to Heaven, in Boxer Shorts» (2016) steigt die belgische Audioschaffende Eva Moeraert mit einem Ehepaar ins Bett, um es erzählen zu lassen, wie sie einschlafen - im Wissen, dass der Mann am Morgen nicht mehr aufwachen könnte. Ein tragikomisches Zeugnis in 3 Minuten. Auf Flämisch, auf der Leinwand auf Englisch übersetzt.
«Av barn og fulle folk» (2015) ist eine berührende Weihnachtsgeschichte, in der die Tochter der Radiojournalistin und Filmemacherin Kristin Heien allen Mut zusammen nimmt und einen Mann anspricht, der immer auf der gleichen Sitzbank im norwegischen Bergen seinen Alkohol trinkt. Von der Direktheit der fragenden 10-Jährigen könnten Erwachsene eine Scheibe abschneiden. Die 35-minütige Audiodokumentation ist auf Norwegisch, auf der Leinwand auf Englisch übersetzt.