Komplexe Bilder 8: (Re)Inszenierungen und Projektion
120', Digital HD, OV. Regie Randa Maroufi, Azin Feizabadi/Kaya Behkalam/Jens Maier-Rothe, Yvon Chabrowski.
Auf dem Programm stehen Arbeiten von Randa Maroufi, Azin Feizabadi/Kaya Behkalam/Jens Maier-Rothe und Yvon Chabrowski. Einführung: Maia Gusberti, anschliessend Diskussion mit Rachel Mader (Hochschule Kunst & Design, Luzern). Studierende erhalten reduzierte Tickets für CHF 10.–
Le Park
Randa Maroufi, 2015, 14 Min., E
Eine langsam mäandrierende Kamera in einem verlassenen Freizeitpark im Herzen von Casablanca. Der Film zeichnet ein Porträt der Jugendlichen, die diesen Ort besuchen, und zeigt Schnappschüsse aus ihrem Leben, die sorgfältig gestaltet und oft von Bildern aus sozialen Netzwerken inspiriert sind.
Randa Maroufi wurde 1987 in Casablanca (Marokko) geboren. Sie lebt und arbeitet in Paris. Sie studierte Bildende Kunst in Tetouan (Marokko), Angers und Le Fresnoy (Frankreich). Randa Maroufi gehört zu der Generation, die in dieser von Bildern dominierten Zeit aufgewachsen ist. Sie sammelt Bilder mit ebenso viel Eifer wie Misstrauen und hinterfragt unaufhörlich ihre Wahrhaftigkeit. Sie stellt ihre zweideutigen Fiktionen bevorzugt in den Dienst der Realität: Das Feld ihrer Untersuchungen umfasst die Beschäftigung mit öffentlichem Raum und Geschlechterfragen. Ihre Arbeiten umfassen Fotografie, Installation, Performance, Video und wurden bei internationalen Ausstellungen und Filmfestivals präsentiert. Le Park erhielt mehr als 20 Auszeichnungen und ist Teil der nationalen französischen Sammlung Le CNAP (Centre National des Arts Plastiques). Randa Maroufi war von 2017 bis 2018 Künstlerin an der France Academy in Madrid, Casa de Velázquez.
Notes on Projection
Azin Feizabadi, Kaya Behkalam, Jens Maier-Rothe, 2013–2015, 34 Min., Digital HD, E
Dieses Essay-Video geht aus einer kollaborativen Recherche hervor, die sich im Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Bedeutungen des Begriffs Projektion bewegt. Die Recherche wurde im Januar 2013 von Azin Feizabadi, Kaya Behkalam und Jens Maier-Rothe initiiert und erstmals als Vortrags-Performance auf der Video Vortex #9 Konferenz an der Leuphana Universität Lüneburg präsentiert.
Ausgangspunkt des visuellen Essays ist der Begriff der Projektion, der im Verständnis einer übergeordneten Kulturtechnik verschiedenste psychologische, historische und politische Praktiken verknüpft. Der Forschungsrahmen, der sich im Spannungsfeld zwischen «Realität» und «Fiktion» bewegt, zielt darauf ab, verschiedene historische Ereignisse und Bewegungen, einschliesslich verschiedener filmischer und politischer aktivistischer Ansätze seit 1945, mit vielfältigen räumlichen und zeitlichen Interfaces zu verbinden, die diese ans Licht gebracht haben. Begonnen in Kairo am zweiten Jahrestag des sogenannten Arabischen Frühlings, positioniert sich die kollaborative Recherche beharrlich durch die Linse einer spezifischen Zeit und des bestimmten Orts, in der sie ihren Anfang nahm.
Azin Feizabadi und Kaya Behkalam sind in Berlin ansässige Künstler und Filmemacher, die manchmal für Filme und andere Projekte zusammenarbeiten, in diesem Fall gemeinsam mit Jens Maier-Rothe. Gemeinsamer Nenner sowohl in ihren individuellen als auch in ihren kollektiven Werken ist die Erforschung von Historiografie, Bildsprache und Erzählung.
Afterimage / Protest
Yvon Chabrowski, 2013, 17 Min., ohne Worte
Der Videoinstallation Afterimage / Protest liegt eine Bildersammlung medialer Protestbilder zugrunde, die während des Arabischen Frühlings im Internet zirkulierten. Schritte sind hörbar und man sieht, wie auf der grossen Videoleinwand Menschen sich arrangieren und gruppieren. Die Reinszenierung orientiert sich an der Ikonografie von Bildern aktueller Proteste – aber die Szenen könnten auch mehrere Jahrhunderte alt sein. Die Tableaux vivants legen die Bildformeln bloss, mit denen die Medien vom Widerstand erzählen. Die Langsamkeit der Reinszenierung, das Einfrieren der Bewegung in Tableaux vivants nimmt der Handlung dabei etwas von ihrer Zwangsläufigkeit – und öffnet damit einen Möglichkeitsraum. Die Arbeit ist als Installation konzipiert und wird hier ausnahmsweise im Kino gezeigt.
Yvon Chabrowski, geboren in Ost-Berlin, studierte Fotografie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Timm Rautert und Florian Ebner sowie freie Kunst an der École nationale supérieure des beaux-arts de Lyon. Sie absolvierte die Meisterklasse bei Peter Piller. In ihren Arbeiten, die in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt wurden, beschäftigt sie sich mit medialen Bildformeln, die sie aus ihrem Kontext herauslöst und dadurch sowohl verfremdet als auch überhaupt erst greifbar macht. Ihre Arbeiten vermitteln ein Bewusstsein für die Grammatik und das Eigenleben allgegenwärtiger Medienbilder.