Komplexe Bilder 7: Verstrickungen, Referenzen, Zensur
120', Digital HD, OV/e. Regie Sanaz Sohrabi, belit sağ, Eran Schaerf/Eva Meyer. Drehbuch Sanaz Sohrabi, belit sağ, Eran Schaerf/Eva Meyer.
Auf dem Programm stehen Arbeiten von Sanaz Sohrabi, belit sağ und Eran Schaerf/Eva Meyer. Einführung: Maia Gusberti, anschliessend Diskussion mit Rachel Mader (Hochschule Kunst & Design, Luzern). Studierende erhalten reduzierte Tickets für CHF 10.–
Notes on Seeing Double
Sanaz Sohrabi, 2018, Video, 11:10 Min., OV
Was ist die Anatomie einer Revolution? Massen von Körpern mit einem kollektiven Verlangen? Notes on Seeing Double nimmt die Redewendung von «Temsaal» in Farsi als Ausgangspunkt, um dieser Frage nachzugehen. Durch die Gegenüberstellung einer dokumentarischen Fotografie, die im Februar 1979 in Teheran aufgenommen wurde, und einem Gemälde von Rembrandt von 1632, welches das berühmte Anatomietheater von Amsterdam darstellt, analysiert Notes on Seeing Double die Bedingungen der Sichtbarkeit in verschiedenen Systemen der Wissensproduktion. Der Videoessay untersucht den Übergang von Sehen zu Erinnern, um dabei die Beziehung zwischen bereits vorhandenen Vor-Bildern, Sprache, Erinnerung und der Art und Weise, wie Bilder mit verschiedenen Visualisierungsprozessen verstrickt sind, herauszuarbeiten. Der Gedankenfluss wird von einer Reihe von verketteten Bildern begleitet, die essayistische Strategien mit Prosa und Fiktion kombinieren. Notes on Seeing Double verwebt observierte und historische Bilder und bewegt sich damit zwischen Imagination, Fiktion und Realität.
Auxiliary Mirrors
Sanaz Sohrabi, 2016, Video, 12:07 Min., OV
Auxiliary Mirrors ist ein experimentelles Videoessay, das sich um den Status des Bildes, seine Materialität und die latenten Erzählungen dreht, die es sichtbar machen kann oder nicht; mit anderen Worten: Das Sichtbare und das Innere des Rahmens werden gleichbedeutend mit dem, was fehlt und ausserhalb des Bildes ist. Auxiliary Mirrors analysiert die Rolle der Kamera bei der Bildung historischer Narrative und des kollektiven Gedächtnisses. Darüber hinaus wird die Anonymität und Vielfalt der Bedingungen und Akteure bei der Schaffung dessen, was wir als «ikonisches» Bild kennenlernen, diskutiert. Als Essay strukturiert, untersucht Auxiliary Mirrors (bewegte) Bilder nicht als Wesen mit einer linearen Lebensdauer, sondern als Dinge, die immer im Begriff sind, zu werden.
Sanaz Sohrabi, Gründerin und Co-Editor des quartalsweise erscheinenden «Journal of Tamaas» (Tamaasjournal.com), geboren in Tehran, Iran, lebt derzeit in Montréal und Chicago. PhD Researcher an der Concordia University, Kunststudium an der School of the Art Institute of Chicago und der University of Tehran, Iran.
Ayhan and Me (Ayhan ve ben)
belit sağ, 2016, Video, 14:12 Min., OV
«belit sağs Ayhan and Me thematisiert seine Produktion und die Zensur durch türkische Beamte und ist dadurch eine eindringliche, fast Farocki-artige Auseinandersetzung mit der Macht der Bilder, den Rollen und Verantwortlichkeiten der Repräsentation und sanktionierter Geschichtsschreibung sowie dem aufgeladenen Verhältnis von Kunst und staatlicher Kontrolle. Das Video spinnt die Geschichte der Zensur mit Bildern des Krieges im kurdischen Gebiet der Türkei und stellt Fragen nach Sichtbarkeit und Hierarchie der Bilder sowie nach Meinungsfreiheit.» LIMA
belit sağ (*1980, Türkei) ist (Video-)Aktivistin und Künstlerin und lebt in Amsterdam. Sie studierte Mathematik in Ankara und Kunst an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam. Sie war an einer Reihe von (Video-)Aktivisten-Kollektiven in der Türkei beteiligt und Artist in Residence an der Rijksakademie. Ihr politisches und künstlerisches Engagement konzentriert sich auf die Manipulation von Medienbildern.
Pro Testing
Eran Schaerf, Eva Meyer, 2010, Video, 12 Min., E
«Handelt es sich um eine Demonstration? Oder wird der Filmdreh selbst zu einer Demonstration, zu einer Vorführmaschine nicht eines Ereignisses, sondern seiner Bilder? Marcel Broodthaers’ ‹Reise in die Nordsee› verlängert sich über das Mittelmeer und ein Dorf auf der Westbank, um auf einem städtischen Platz zu enden und neu anzufangen. Eine Demonstration, die sich auf ein Ereignis bezieht (Ship-to-Gaza-Zwischenfall, 31.5. 2010), indem sie es mit einem (Schiffs-)Modell vorführt (Bil’in, 4.6. 2010), wird selbst wiederaufgeführt mit den Bildern, die von den Nachrichtenagenturen verteilt werden, doch nicht ohne Verzögerung durch den demonstrativen Akt des Zeigens. Es gibt keine Instanz, die eine formale Einheit des Ganzen bewerkstelligen kann. «Bateau, tableau, drapeau» (Schiff, Bild, Fahne) sind nicht nur ihrem Klang nach leicht zu verwechseln. Der Betrachter ist deshalb dazu aufgerufen, ihre Interaktionen zu testen.» Galerie Nadja Vilenne
Eva Meyer, Philosophin, Künstlerin, Schriftstellerin, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Archäologie, Literaturwissenschaft in Freiburg und Berlin.
Eran Schaerf, geboren 1962 in Tel Aviv, Künstler und Autor, lebt und arbeitet in Berlin, lehrt an der Zürcher Hochschule der Künste. Ausstellungen u.a. Documenta (1992), Skulptur Projekte Münster (2007).