Komplexe Bilder 3: Material, Reflektion, Inszenierung
90', Digital HD, OV. Regie Benjamin Tiven, Jasmina Metwaly, Marwa Arsanios. Drehbuch Benjamin Tiven, Jasmina Metwaly, Marwa Arsanios.
Auf dem Programm stehen Arbeiten von Benjamin Tiven, Jasmina Metwaly und Marwa Arsanios. Einführung: Maia Gusberti, anschliessend Diskussion mit Rachel Mader. Studierende erhalten reduzierte Tickets für CHF 10.–
A Third Version of the Imaginary
Benjamin Tiven, Video, OV, 12 Min.
«Der Archivar der Kenya Broadcasting Corporation in Nairobi geht durch Regalreihen voller Videokassetten. Er öffnet und schliesst die Kartons, als wäre er auf der Suche nach einer spezifischen Kassette, während eine Off-Stimme von den Anfängen der Videotechnologie in Kenia, ihren Folgen für die Archivierung von Bildern und deren schrittweisen, wirtschaftlich bedingten Löschung spricht: ‹Nur ein aussergewöhnliches Bild, das uns die Welt auf einzigartige, magische Weise zeigt, hatte eine Überlebenschance.› (Benjamin Tiven) Doch was bleibt von den gelöschten Bildern? Bergen die gespeicherten Bilder Spuren jener Bilder, die sie ersetzt haben? Fragen, die auf linguistischer Ebene verstärkt werden durch die Eigenschaft des Swahili, jeweils eigene Begriffe für Zeichnung, Fotografie, Kino und Video zu verwenden und keinen Sammelbegriff für ‹Bild› ohne Nennung des Trägermediums zu kennen. In der Mitte des mit Videokassetten gefüllten Raums stellt der Archivar einen 16mm-Projektor auf, die Kamera ist frontal auf ihn gerichtet: ‹Das Faktum Materie dieser Medien wird zum Faktum Ästhetik dieser Arbeit.› (BT)» Visions du réel
Benjamin Tiven ist ein amerikanischer Filmemacher und Autor. Ausstellungen im Institute of Contemporary Art, Philadelphia; Delfina Foundation, London; Künstlerhaus Büchsenhausen, Innsbruck; 1/9unosunove gallery, Rom; Fotografisk Centre, Kopenhagen; Westfälischer Kunstverein, Münster. Seine Filme wurden u.a. an der Viennale, der FIDMarseille, an Festivals wie Rotterdam und Oberhausen und im Kino Arsenal in Berlin gezeigt. Tiven schrieb Beiträge für Zeitschriften wie «Triple Canopy» oder «NKA: Journal of Contemporary African Art». Er absolvierte das Whitney Independent Study Program im Jahr 2012 und war Gastdozent an der Temple University in Philadelphia und der School of Visual Arts New York.
From Behind of the Monument
Jasmina Metwaly, 2013, Video, 16 Min.
«Ein Filmessay über das Verhältnis von Bild, Ereignis und Zuschauer. Im Zentrum der Narration steht die Mohamed-Mahmoud-Strasse in Kairo sowie eine Strassenschlacht, die dort 2011 zwischen Demonstranten und der Polizei stattfand. Der Film spricht über die Folgen eines Ereignisses und schafft dabei eine dritte Realität, die dem Verständnis dessen, was geschehen ist, dienen soll. Weder die Strassenszene noch der TV-Bildschirm, sondern die Realität eines abstrahierten Raumes, nämlich die eines Museums, erlaubt ein anderes Nachdenken über die Erzählung, der die Schaffung einer neuen Darstellungsform immanent ist. In dieser Erzählung geht es darum, wie politische Bilder in Ereignisse der Realität gewandelt werden und wie die Darstellung daran scheitert, ihre eigene Natur zu hinterfragen.» Berlinale
Jasmina Metwaly ist bildende Künstlerin und Filmemacherin. Sie lebt und arbeitet in Kairo. Metwaly arbeitet an der Schnittstelle zwischen Bild-, Video- und Dokumentarfilm, ist Mitbegründerin des 8784h Projekts und war während der Revolution in Ägypten Gründungsmitglied des Video- und Social-Media-Kollektivs Mosireen. Ihre Arbeiten werden auf internationalen Ausstellungen, Biennalen und Festivals ausgestellt, darunter Townhouse Gallery, Kairo; 7th Berlin Biennale, Berlin; Forum Expanded Berlinale Film Festival 2014; Kings Gate, London; 2015 bespielte sie zusammen mit Philip Rizk den Deutschen Pavillon an der Biennale Venedig 2015.
Have You Ever Killed a Bear? or Becoming Jamila
Marwa Arsanios, 2014, Video, 25 Min.
«Die Geschichte der ägyptischen Zeitschrift «Al-Hilal» in den 1950er- und 1960er-Jahren bildet den Ausgangspunkt für ein Porträt der algerischen Freiheitskämpferin Jamila Bouhired. Die Schauspielerin, die Jamila spielen soll, hält die Titelseiten des Magazins in die Kamera. Ausgehend von Jamilas unterschiedlichen Inkarnationen – im Kino und in Zeitschriften – versucht die Performance auf die Geschichte zurückzublicken: Sozialistische Gesellschaftsentwürfe in Ägypten sowie der antikoloniale Befreiungskampf Algeriens werden im Hinblick darauf untersucht, ob sie feministische Vorhaben unterstützt oder marginalisiert haben. Jamila wurde zur Ikone des Algerischen Unabhäbgigkeitskrieges, die klare Rollenverteilung der Geschlechter, die Frauen aus dem öffentlichen Leben ausschloss, schien für kurze Zeit aufgehoben. Verschiedene Stimmen und Materialien aus Film und Presse werden herangezogen, um dieser Geschichte nachzugehen. Was bedeutet es, die Rolle der Freiheitskämpferin zu spielen? Inwiefern dient die Konstitution des Subjekts zwischen künstlerischer Darstellung und politischem Wirken bestimmten politischen Zielen?» Berlinale
Marwa Arsanios (*1978, USA) lebt und arbeitet in Beirut und Berlin. Ihre Arbeiten wurden unter anderem auf der Biennale Venedig, Home Works 5 und 6 in Beirut, der Jerusalem Show in Jerusalem, der Art Dubai und im Centre Pompidou in Paris ausgestellt. Sie ist Gründungsmitglied der künstlerischen Organisation und des Projektraumes 98 weeks in Beirut. 2014 gewann sie das Produktionsprogramm der Sharjah Art Foundation und 2012 den Sonderpreis Pinchuk Future Generation. Sie erhielt mehrere Stipendien, darunter einen Aufenthalt an der Jan-Van-Eyck-Akademie (Maastricht) 2011 und forscht derzeit im Rahmen des PhD in Practice Programmes an der Akademie der bildenden Künste in Wien.