Jiří Menzel gewinnt 1968, gerade einmal 28-jährig, mit Scharf Beobachtete Züge den Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film. Doch von Hollywood lässt er sich nicht beeindrucken. Menzel schwitzt Blut und Wasser, als er an einer Feier in Los Angeles dem egozentrischen Hitchcock vorgestellt wird und verstecken muss, dass er hinter dem eisernen Vorhang eigentlich nur einen seiner Filme, The Birds, sehen konnte. Auch erlebt er die Oscar Verleihung eher als Realsatire als als rauschendes Fest.
Das Angebot von einem durch Roman Polanski vermittelten Agenten für zwei Jahre von Prag nach L.A. überzusiedeln, um dort Englisch zu lernen und nach einem geeigneten Filmstoff zu suchen, schlägt er aus. Der junge Menzel widersteht dem amerikanischen Traum, der ihm quasi auf dem silbernen Tablett serviert wird und kehrt stattdessen lieber in die kommunistisch regierte Tschechoslowakei zurück, wo er das Academy Award Diplom an die Wand auf der Toilette hängt. Es ist jedoch nicht die politische Überzeugung, die ihn zu dieser Entscheidung bewegt, sondern eine menschliche. Er fühlt sich den eigenen Landsleuten verpflichtet.
Zurück in Prag kämpft er hart für den Lebensunterhalt und gegen die politische Zensur. Mit gelegentlichen, von Kollegen aus dem Ausland (z.B. Costa-Gavras) angebotenen Schauspieljobs, hält er sich über Wasser. Sein erster Film nach der Oscarauszeichnung, Lerchen am Faden, wird 1969 verboten und in den staatlichen Tresor verbannt. Erst 21 Jahre später kann der Film an der Berlinale 1990 seine internationale Premiere feiern und erhält auch prompt den Goldenen Bären.
In den Jahren zwischen der Niederschlagung des Prager Frühlings und der sogenannten samtenen Revolution Ende der 1980er-Jahre muss Jiří Menzel lernen, sich mit dem verhassten Regime zu arrangieren. So bleibt er trotz Berufsverbot von Barrandov, den staatlichen Filmstudios in Prag, angestellt: Er bekommt Bücher zu lesen und muss schriftlich begründen, warum man daraus keinen Film machen kann. Menzel nimmt den Rückschlag mit Humor. Mit einem Arbeiterfilm gelingt ihm schliesslich eine Rückkehr. Seine Folgeprojekte sind große Erfolge beim tschechoslowakischen Publikum und sprengen das Prämienbudget der Parteiführung – sie sind zu erfolgreich, um belohnt werden zu können! Häuschen im Grünen gesucht oder Kurzgeschnitten heissen zwei dieser Kassenschlager aus den 1970er-Jahren. Mit diesen populären Formaten, Komödien, die den Rückzug ins Private feiern, und Kostümfilme, die tschechische Traditionen wie Bierbrauerei und Schweinegerichte hochhalten, setzt sich Menzel jedoch der Kritik seiner Kollegen aus. Vera Chytilová, die tschechische Regisseurin und Drehbuchautorin, zweifelt den künstlerischen Wert und die universelle Aussagekraft dieser Werke an. Miloš Forman hingegen sieht darin eine typisch tschechische Überlebensstrategie: «Dem Unglück mit Humor und Bier zu begegnen!» Jiří Menzel selbst hat seine Mission jedenfalls in der Heimat erfüllt: «Sie lachen, sagte ich mir, also habe ich was für ihre Gesundheit getan.» Und er schafft es, seine politischen Botschaften so zu verstecken, dass das Regime sie nicht bemerkt.
«Es war ein Dokumentarfilm über einen Grossen des Weltkinos, der für einen der unvergesslichsten Momente an den Solothurner Filmtagen sorgte. Es geht um den Film To Make a Comedy is no Fun. Der Titel des Dokumentarfilms über den 1938 geborenen tschechischen Regisseur, der zu den herausragendsten Figuren der tschechischen Nouvelle Vague gehörte, lässt den umwerfenden Witz Menzels erahnen. Der Dokumentarfilm des 1970 in Solothurn geborenen Robert Kolinsky, der als Pianist in Basel seit vielen Jahren ein Musikfestival leitet, führt mit grösster Sorgfalt und Liebe durch Menzels unglaubliches Universum.» (Gerie Krebs, NZZ)