Jeanne Dielman
23 Quai du Commerce, 1080 Bruxelles
BE/FR 1975, 201', DCP, F/d. Regie Chantal Akerman. Drehbuch Chantal Akerman. Mit Delphine Seyrig, Jan Decorts, Henri Storck, Jacques Doniol-Valcroze, Yves Bical.
Delphine Seyrig schrieb Filmgeschichte mit ihrer Darstellung einer alleinerziehenden Mittelstandsmutter, die sich ein Zugeld als Prostituierte verdient.
Jeanne Dielman tut (im Prinzip) immer das Gleiche: Sie räumt die Wohnung auf, macht die Betten, wäscht Geschirr, schält Kartoffeln, empfängt mittelsolvente Herren, kümmert sich um den Sohn. Am zweiten Tag aber, als der Kunde länger braucht, gelingt das Essen nicht. Am dritten eskalieren die Dinge und entladen sich in einem Mord.
Chantal Akerman schildert Jeanne Dielmans Alltag in ultrarealistischer Manier, die einen unglaublichen Sog entfaltet, und führt die täglichen Handlungen in ihrer ganzen Länge vor. Die Bilder vom Geschirrspülen und vom Mord erhalten dadurch dieselbe Wertigkeit. Aus dieser Auflösung dramatischer Hierarchien entwickelt der Film seine ästhetische Sprengkraft.
Jeanne Dielman belegt in der aktuellen Umfrage der britischen Filmzeitschrift «Sight And Sound» nach dem besten Film aller Zeiten (diese wird seit 1952 alle zehn Jahre durchgeführt) Rang eins.