
Insyriated
Regisseur Philippe Van Leeuw hat mit Insyriated an der diesjährigen Berlinale den Publikumspreis gewonnen. Sein packender Film über Menschen im Krieg, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, ist ein beklemmendes Kammerspiel – und ein universelles Plädoyer von grosser Dringlichkeit.
«Verzweifelt versucht die energische Oum Yazan in Damaskus den Familienalltag aufrechtzuerhalten, während draussen der Krieg wütet. Man trifft sich mittags am grossen Esstisch und versucht, gegen das Dröhnen der Bomben und Maschinengewehre anzusprechen. Es gibt kaum noch Wasser, jeder Gang vor die Tür ist gefährlich, weil auf den Dächern Scharfschützen positioniert sind. Der Grossvater spielt mit dem kleinen Enkel, die älteste Tochter flirtet in ihrem Zimmer mit ihrem Freund. Nebenan plant ein junges Pärchen mit Baby die Flucht. Von oben hört man bedrohliche Geräusche. Wer klopft an der Tür? Oum Yazans Ehemann, auf den sie unruhig wartet, oder fremde Männer, die wissen wollen, ob es dort noch wertvolle Gegenstände zu holen gibt?
Es braucht nur wenige Einstellungen, um den Zuschauer in den permanenten Ausnahmezustand eines Krieges hineinzuziehen. Die Wohnung, einst trautes Heim, ist zum Gefängnis geworden. Philippe Van Leeuws Kammerspiel zeigt Menschen in einer extremen Situation, die extremes Verhalten mit sich bringt. Jede Entscheidung kann existenziell sein: Ist es moralisch zu verantworten, ein Familienmitglied zu opfern, um das Überleben der anderen zu garantieren?» (Berlinale)