
Hamlet Goes Business
Dass Aki Kaurismäkis Filme derart gut altern, hat mit der zeitlosen Melancholie zu tun, die eigentlich allen seinen Werken ästhetisch eingeschrieben ist – ob der Meister der Lakonie sie nun in Schwarz-Weiss oder Farbe, stumm oder mit minimalen Dialogen gedreht hat. Und es hilft sicher auch, dass er sich immer wieder an klassischen Stoffen orientiert hat wie zum Beispiel in Hamlet Goes Business, mit dem ihm international der Durchbruch gelang. In seiner Film-noir-Version der klassischen Tragödie ist Hamlet nicht der Sohn des Königs von Dänemark, sondern Spross einer Industriellen-Familie, in welcher ein Machtkampf um die Ausrichtung des Konzerns tobt (man will sich neu auf die Produktion von Gummi-Enten konzentrieren). In diese Intrigen wird Hamlet auf eine Art und Weise verstrickt, die nah an Shakespeare ist, die Vorlage zugleich aber neu deutet und manchmal auch parodistisch unterläuft. Aus der grossen Tragödie hat Kaurismäki eine grausame und ziemlich pathosferne Komödie unter machtgetriebenen Kleingeistern gemacht. Zugleich ist sein Film ein Abgesang auf die finnische Industriegeschichte und eine Fundamentalkritik an der kapitalistischen Welt, welche die Menschen bis tief in ihre Seelen verunstaltet.
Thomas Allenbach