Gergiev - a certain madness
Schweiz 2013, 88', OV/d. doc, Regie Alberto Venzago.
Alberto Venzago dokumentiert die Russland-Tournee des Mariinsky Orchesters 2010 und 2011 unter dem Dirigenten Valery Gergiev mit der Transsibirischen Eisenbahn. Der Film feierte am 2. Oktober 2013 am Zürich Filmfestivals seine Premiere.
Venzago und Kameramann Markus Zucker haben Gergijew und sein Orchester des St. Petersburger Mariinski-Theaters auf Russlandtournee mit der Transsibirischen Eisenbahn in entlegene Ecken des riesigen Landes begleitet. Die Dokumentation zeigt in wunderschön gefilmten Schwarz-Weiß-Bildern, wie die Musiker sich in den endlosen Fahrtstunden die Zeit vertreiben, während die beeindruckende russische Landschaft vorbeirauscht.
Musikalisch untermalt wird das Ganze von dem, was das Orchester Abend für Abend auf die Bühne bringt. "Sie verdienen gute Musik", sagt Gergijew über die Menschen in der russischen Provinz, die normalerweise nicht einfach so in den Genuss von Mariinski-Darbietungen kommen können. Und darum nehme er die Strapazen der tausende Kilometer langen Reise auch gerne auf sich.
Regisseur Venzago zeigt Gergijew als musikverrückten, leidenschaftlichen Dirigenten, der Musik als fast religiöses Ereignis beschreibt - von "ewiger Schönheit", die ihn mit ihrer Intensität manchmal zu ersticken drohe. "Er führt einen stetigen Kampf gegen die Mittelmäßigkeit", sagen seine Musiker. "Leidenschaft, Leidenschaft, Leidenschaft!" Sie sprechen von "Magie" und sagen: "Vielleicht kommt er von einem anderen Planeten." Immer wieder sind Nahaufnahmen zu sehen, in denen Gergijew sich mit geschlossenen Augen völlig der Musik hingibt, Schweiß tropft von seiner Stirn. Es falle ihm leicht, Kontakt zu anderen Menschen zu knüpfen, sagt ein Freund über Gergijew, den Putin vor nicht allzu langer Zeit zum "Helden der Arbeit" erklärte. Der Grund dafür sei der immense Respekt, den der Dirigent vor jedem einzelnen Menschen habe. Besser hätte Gergijew selbst das wohl nicht sagen können. Schließlich betont er - aller Nähe zu Putin zum Trotz - immer wieder: "Natürlich ist in der künstlerischen Gemeinschaft kein Platz für Diskriminierung." (Britta Schultejahns, Höchster Kreisblatt 2014)