Fotbal infinit
Rumänien 2018, 70', DCP, Rumänisch/e. Regie Corneliu Porumboiu. Drehbuch Corneliu Porumboiu. Mit Laurentiu Ginghina, Corneliu Porumboiu.
«1986 beendete eine Verletzung Laurențiu Ginghinăs Fussballerkarriere. Seitdem steckt er all seine Energie in die Erneuerung der Spielregeln, die er dem stoisch lauschenden Filmemacher in enthusiastischen Wortkaskaden erläutert. Die beabsichtigte Beschleunigung des Spiels jedoch mündet geradezu kafkaesk in totaler Erstarrung, das Feld wird zum Flipper, in dem allein der Ball sich noch bewegen kann. Dass Ginghinăs Weg zu einem tragikomischen Don Quijote des Fussballs zeitlich parallel zu den postkommunistischen Umbrüchen in Rumänien verläuft, wird niemand für einen Zufall halten.» Barbara Kronsfoth, Viennale
«Sie sprechen über die Schönheit des Spiels, aber Laurențiu Ginghină will mehr. Fussball soll anders, anmutiger und freier werden, durch abgerundete Ecken, Spielerzonen, Unterteams und revidierte Standards. Dass es neue Regeln braucht, ging ihm auf, als er in jungen Jahren bei einem Spiel zu Fall gebracht wurde. Während der Sommerferien war das, auf einem jetzt schneebedeckten Spielfeld in Vaslui statt Bukarest. Damals brach er sich das Wadenbein. Ein Jahr später, Silvester 1987, folgte das Schienbein. Er musste allein im Schnee nach Hause gehen, niemand stützte ihn. Inzwischen arbeitet er für die Stadt, und sein Posten ist eintönig. Kein Wunder, dass er lieber mit seinem Freund, dem Regisseur Porumboiu, über Fussball spricht. Der stellt Fragen, hört aufmerksam zu und ist fast immer mit im Bild. Ginghinăs Monologe sind derart vielschichtig, man könnte meinen, sie wären geschrieben. Er geht stets vom selben Thema aus, tritt aber nie auf der Stelle. Alle Wege führen zum Fussball und wieder weg von dort, zu Grundbucheintragungen, Orangenplantagen in Florida, politischen Utopien, zu den Spuren, die das Leben hinterlässt.» Berlinale