Elfriede Jelinek
Die Sprache von der Leine lassen
DE/AT 2022, 96', DCP, D. Regie Claudia Müller. Drehbuch Claudia Müller. Mit Elfriede Jelinek.
Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Pessimistin, Sprachterroristin, Rebellin, Enfant terrible, Nestbeschmutzerin, geniale, verletzliche Künstlerin, Nobelpreisträgerin. Der Film über Elfriede Jelinek, die als erste deutschsprachige Schriftstellerin mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, stellt ihren künstlerischen Umgang mit der Sprache in den Mittelpunkt. Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen ist ein vielschichtiges, assoziatives Filmporträt voller Widersprüche und nähert sich der sprachlichen Montagetechnik der Künstlerin aus ihrer ganz eigenen Perspektive.
Im Anschluss an die Premiere am 20.3. findet ein Gespräch mit der Schauspielerin Isabelle Menke über ihre Auseinandersetzung mit Jelineks Texten statt. Menke gastiert seit über 10 Jahren mit dem Monolog «Rechnitz (Der Würgeengel)» von Elfriede Jelinek an zahlreichen Theatern und zeigt die Inszenierung nun an ihrer neuen Wirkungsstätte, den Bühnen Bern (21.3., 18.4.).
«Jelinek ist unterwegs, in Wien und anderen Städten, in verschiedenen Jahrzehnten. Die Reise beginnt mit dem Nobelpreis – Jelinek war die erste Österreicherin, die den Nobelpreis für Literatur erhielt – und arbeitet sich entlang spezifischer Themen, die das Werk der Autorin charakterisieren, vorwärts. Die Filmemacherin Claudia Müller, die sich mit Dokumentationen über so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Jenny Holzer, Shirin Neshat, Valie Export oder Helmut Lang einen Namen gemacht hat, arrangiert gemeinsam mit ihrer Bildgestalterin Christine A. Maier aktuelle Aufnahmen und Archivmaterialien von, mit und über Jelinek souverän und lustvoll zu einem Porträt der Autorin. Dabei ist die Bandbreite des Materials erstaunlich und gelingt es immer wieder, mit noch Unbekanntem zu überraschen. Müller und Editorin Mechthild Barth entscheiden sich wiederholt für Ausschuss oder Peripheres, wodurch wir in den Genuss von Aufnahmen Jelineks etwa mit ihrem Hund oder mit einem Stapel Preisgeld in der Hand kommen. Es sind Bilder, die dem öffentlichen, von Zuschreibungen aller Art geprägten Image Widerstand bieten. Leseproben aus dem Off (mit u.a. Stefanie Reinsperger und Sandra Hüller) und Material rund um einschneidende Ereignisse aus der österreichischen Zeitgeschichte (wie etwa das Attentat von Oberwart auf vier Roma 1995 oder das Massaker von Rechnitz im März 1945) ergänzen die vielschichtige Collage historischen und aktuellen Materials.» Sylvia Szely