Doppelprogramm Yukoku / Hitlers Hollywood
Doppelprogramm Yukoku / Hitlers Hollywood
Japan + Deutschland 1966, 140', Digital + DCP, stumm + D. Regie Yukio Mishima + RĂŒdiger Suchsland. Drehbuch Yukio Mishima, Domoto Masaki + RĂŒdiger Suchsland. Mit Yukio Mishima, Yoshiko Tsuruoka + Hans Albers, Heinz RĂŒhmann, Zarah Leander, Ilse Werner, Marianne Hoppe, Gustav GrĂŒndgens, Leni Riefenstahl .
Zum Auftakt unserer Reihe «Die Toten - Filmreise durch einen Roman» zeigen wir als Doppelprogramm den 28-minĂŒtigen Stummfilm Yukoku von Yukio Mishima und RĂŒdiger Suchslands Dokumentarfilm Hitlers Hollywood mit einer EinfĂŒhrung von Christine Riniker, UniversitĂ€t Bern.
Yukoku
«Im Februar 1936 scheitert ein von Offizieren geplanter Staatsstreich. Ein Leutnant wird dem Exekutionskommando zugeteilt, doch er unterstĂŒtzt die Putschisten und entscheidet sich mit seiner Frau zum rituellen Selbstmord, dem Seppuku. Diese einfachen HintergrĂŒnde erfahren wir mittels einer Schriftrolle, denn Yukoku ist ein Stummfilm, begleitet allein vom ,Liebestodâ aus Richard Wagners Tristan und Isoldeâ. Yukio Mishima drehte diesen 30-minĂŒtigen Kurzfilm in zwei Tagen auf Basis seiner eigenen, vier Jahre zuvor verfassten Kurzgeschichte und spielt dabei auch gleich selbst die Rolle des Leutnants. Wobei spielen schon fast zuviel gesagt ist, denn eigentlich besteht sein Auftritt hauptsĂ€chlich darin, auf einer Noh-BĂŒhne sitzend sich den Magen aufzuschlitzen. Darstellerisch wird der Film vor allem von seiner Frau Reiko (Yoshiko Tsuruoka) getragen.
Tony Rayns vertritt die Auffassung, dass Mishima mit Yukoku vor allem seine Bekanntheit in Europa und den USA steigern wollte, weshalb der Film seine Premiere auch nicht in Japan sondern in Paris hatte. (...) Mishima sieht den Akt (der rituellen Selbsttötung) als Statement, und zwar vor allem als eines im Dienst des Kaisers. Dazu passt auch die Inszenierung seines eigenen, wirklichen Selbstmords, den er 1970 nach der gescheiterten Besetzung des Hauptquartiers der japanischen Armee verĂŒbte, und der bis heute von rechtsextremen Gruppierungen als Heldentat verehrt wird.» (Japankino.de)
Hitlers Hollywood
Ăber 1000 Spielfilme wurden in den Jahren 1933-1945 in Deutschland hergestellt. Bei den wenigsten handelt es sich um offene Propaganda. Aber noch weniger, der im Nationalsozialismus produzierten Filme, sind harmlose Unterhaltung. Das nationalsozialistische Kino war staatlich gelenkt. Zugleich wollte es «grosses Kino» sein. Eine deutsche Traumfabrik.
Hitlers Hollywood erzĂ€hlt erstmals von der dunkelsten und dramatischsten Periode deutscher Filmgeschichte, und erinnert zum hundertsten Geburtstag der Ufa an diese Filme und ihre Stars: Hans Albers, Heinz RĂŒhmann, Zarah Leander, Ilse Werner, Marianne Hoppe, Gustaf GrĂŒndgens und viele mehr.
Die NS-Filme waren nicht nur technisch perfekt gemacht, sie waren emotional, weckten SehnsĂŒchte, liessen trĂ€umen, boten Zuflucht. Das Kino war industriell vorgefertigt und manipulativ. Vielleicht waren die GefĂŒhle, die diese Filme weckten, oft ein Selbstbetrug, falsche GefĂŒhle. Aber es waren eben GefĂŒhle. Nur so ist die Wirkungskraft des NS-Kinos zu erklĂ€ren.
Millionen gingen seinerzeit ins Kino. Welche TrÀume trÀumten die Deutschen in ihrer ureigenen germanischen Traumfabrik? Wovon sollten sie trÀumen, wenn es nach den Machthabern ging? Wie funktioniert Propaganda?