Thies arbeitet für eine Immobilienverwaltung in Berlin. Ein polnischer Unbekannter macht ihm auf offener Strasse schöne Augen und verführt ihn zu leidenschaftlichem Sex. Unter der Hand besorgt er ihm und seiner Schwester eine kostenlose Wohnung, ohne dass sein Arbeitgeber davon weiss. Doch Grosszügigkeit ist nicht sein einziges Motiv. Thies beginnt eine Affäre mit dem blonden Mann, die je länger, je ernster für ihn wird – und er taucht Schritt für Schritt tiefer in das Geheimnis der «Geschwister» ein.
Regisseur Jan Krüger (Auf der Suche, Rückenwind) zeigt eine spannende und leidenschaftliche Begegnung zwischen zwei Männern. Während der eine bedingungslos für seine mysteriöse Schwester einsteht, ist der andere bereit, sich auf ein Spiel mit dem Feuer einzulassen. Eine Geschichte über drei junge Menschen auf der Suche nach einem Zuhause in einem Berlin der grossen Freiheit und Wohnungsknappheit – zwischen Solidarität für Migranten und dem Feilschen ums Überleben.
Jan Krüger über seinen Film:
Nach drei langen Spielfilmen, die ihre Geschichte jeweils in Form einer Reise erzählt haben, ist dies ein Film in und über Berlin. Für mich ist Berlin eine besondere Stadt, sie bietet (immer noch) vergleichsweise viele Freiräume, deren Erkundung einer Reise manchmal nicht unähnlich ist. Doch auch hier sind die letzten Freiräume nie frei von Ökonomie – selbst wenn manchmal anders als in Euro gerechnet wird. Eine Inspiration beim Erfinden der Geschichte war meine Erinnerung an das Grimmsche Märchen «Brüderchen und Schwesterchen»: nach der Verwandlung von Brüderchen in ein Reh sorgt Schwesterchen für beide, darf dafür des Nachts ihren Kopf weich betten. Als schliesslich der Königssohn auftaucht erklärt sie, ihm nur unter einer Bedingung aufs Schloss zu folgen: «Aber das Rehchen muss auch mit, das verlass ich nicht.» – Eine Entschlossenheit, die mich schon als Kind beeindruckt hat. Die Geschlechterrollen sind heute offener, als Palast tut es auch eine 3-Zimmer-Wohnung. Dennoch ist der zentrale Konflikt in Die Geschwister eben dieser: Eine solidarische Schicksalsgemeinschaft wird von einer romantischen Beziehung auf die Probe gestellt.