Dheepan
Frankreich 2015, 109', DCP, Tamil/d/f/i. Ab 14 (16) J., Regie Jacques Audiard. Drehbuch Jacques Audiard, Thomas Bidegain. Mit Jesuthasan Antonythasan, Kalieaswari Srinivasan, Claudine Vinasithamby.
Brisant und streitbar: Jacques Audiard erzählt in seinem Cannes-Gewinner 2015 von einem tamilischen Flüchtling, der in der Pariser Banlieue in Bandenkriege gerät und damit von der Gewalt eingeholt wird, vor der flüchtete. Mitreissend kombiniert Audiard (Un prophète, De rouille et d'os) Genrefilm, Sozialdrama und Liebesfilm zu einem wuchtigen Werk.
Dheepan flüchtet mit einer jungen Frau und einem Mädchen aus Sri Lanka. Die drei kennen sich nicht und hoffen, leichter Asyl zu erhalten, wenn sie sich als Familie ausgeben. In Paris angekommen schlagen sie sich irgendwie durch, bis Dheepan in einem Vorort einen Job als Hauswart bekommt. So rückt ihr Ziel, sich ein neues Leben aufzubauen, näher. Doch bald reisst die tägliche Gewalt im Quartier beim ehemaligen Tamil Tiger Dheepan alte Wunden auf – sein Instinkt, zu kämpfen und seine «neue» Familie zu verteidigen, erwacht.
«Audiard erzählt, wie Dheepan langsam zu delirieren beginnt in dieser Miniaturversion des Kriegszustands (…). Und er erzählt noch mehr von der Liebe, die sich zwischen Dheepan und der Unbekannten entwickelt, die sich als seine Ehefrau ausgibt. Die Gewalt bahnt sich langsam an, und am Ende kommt es zu einem rauschhaften Showdown, in dem der Kämpfer wie ein Terminator die Erde brennen lässt, (…) eine extreme Szene in einem Film (…), der die kaum bekannte Realität tamilischer Immigranten als Ausgangspunkt nimmt, um daraus einen kraftvollen Thriller zu spinnen, in dem sich die Brutalität mit Traumbildern abwechselt. (…) Das ist nur konsequent im Werk eines Regisseurs, für den sich Gefühl und Genre nicht ausschliessen.» Pascal Blum, Tages-Anzeiger
«Der schauspielerisch und inszenatorisch brillante Film vermeidet jegliche Klischees und sozialromantische Verklärungen, zeichnet seine Figuren in all ihren Widersprüchlichkeiten und mit überraschenden Facetten nach.» NZZ