Der Traum vom grossen blauen Wasser
Schweiz 1993, 86', DCP, Dialekt/​D/​E/​d. Regie Karl Saurer. Drehbuch Karl Saurer.
Wer den Sihlsee heute sieht, könnte denken, er sei schon immer da gewesen. Dabei wurde der grösste Stausee der Schweiz erst vor 85 Jahren geschaffen – auf Kosten des einst bewohnten und rege bewirtschafteten Hochtals mit mehr als 1700 Menschen. Mit seinem bildstarken und nun aufwendig restaurierten Dokumentarfilm fing Karl Saurer die exemplarische Geschichte zwischen Technikfaszination, industriellem Fortschritt und Widerstand gegen den Naturverlust ein. Der Traum vom grossen blauen Wasser führt uns mitten in die aktuelle Debatte um Wasser, Naturschutz und Strom und um die Frage, wie die Ressource Wasser und der daraus gewonnene Strom gesellschaftlich bewertet werden.
Bilder, Töne und Geschichte(n) eines Hochtals, das beim Bau des grössten Stausees der Schweiz 1937 überflutet worden ist. In einer Spurensuche, die gut hundert Jahre umfasst, erkundet der Film einschneidende Veränderungen, die von Verlust und Armut, aber auch von Hoffnung und Fortschritt künden. Durch vielfältige Zeugnisse persönlicher und politischer Art werden Widersprüche und Konflikte sichtbar zwischen Modernisierungswillen und Bewahrungsbestrebung, zwischen voralpiner Agrar-Region und industrialisiertem Unterland, zwischen Enge und Weite, Eigenständigkeit und Fremdbestimmung, ökonomischen und ökologischen Interessen. Mehr als 1700 Personen waren durch den Bau des Sihlsees in ihrer Existenz betroffen. Der Film hält Erinnerungen ausgesiedelter Sihltal-Bauern fest und lässt ehemalige Sihlsee-Arbeiter schildern, unter welch besonderen Bedingungen 120 Höfe zerstört, das künstliche Seebecken, Dämme, Viadukte und die Staumauer erbaut wurden. Diese «Geschichte von unten» wird ergänzt durch künstlerische Widerspiegelungen, die sich mit dem grossen Eingriff auseinandersetzen.
Als Vorfilm zeigen wir den S'Leisi: Karl Saurer im Gespräch mit Paul & Anton Gyr. Mit bislang unveröffentlichtem Material aus dem Nachlass von Karl Saurer schufen Elena M. Fischli und Peter Volkart (Subito, Terra Incognita) diesen 11-minütigen Kurzfilm über zwei vom See betroffene Brüder und deren leidenschaftliches Plädoyer für bewussteren Stromverbrauch und mehr Gerechtigkeit.