Aufzeichnungen aus der Unterwelt
Österreich 2020, 115', DCP, D/e. Regie Tizza Covi, Rainer Frimmel. Drehbuch Tizza Covi, Rainer Frimmel. Mit Kurt Girk, Alois Schmutzer, Helene Simon, Richard Benda, Anton Östreicher, Gunther Gahleitner, Peter Leitheim.
Im Milieu der Wiener Unterwelt der 1960er-Jahre herrscht Unruhe. Mitten im Geschehen stehen der Wienerlied-Sänger Kurt Girk und sein legendärer Freund Alois Schmutzer. Beide müssen ihre Nähe zum illegalen Kartenspiel «Stoss» nach einem umstrittenen Prozess mit langen Haftstrafen büssen. Die charismatischen Protagonisten erzählen über diese Zeit aus einer noch nie gezeigten Position.
«In Schwarz-Weiss-Bildern, rauchend, in Gasthäusern und kargen Räumen am Tisch sitzend, erzählen Wienerlied-Sänger Kurt Girk und sein Freund Alois Schmutzer, der ‹König der Wiener Unterwelt›, aus ihrem bewegten Leben. Sie teilen Erinnerungen an ihre Kindheit in den Kriegsjahren und an die wilde Zeit danach, als sie berühmt-berüchtigt waren. Mit nur wenigen, aber präzisen Fragen bringen Tizza Covi und Rainer Frimmel die beiden Freunde sowie auch einige Weggefährten und Gegenspieler zum Reden. Konzentrierte, anekdotenreiche Episoden, angereichert mit kurzen Blicken ins ORF-Archiv und ins private Fotoalbum, wie zum Beweis, dass es sich nicht um Räuberpistolen handelt, ergeben das Bild einer untergegangenen Epoche, in der Männer wie Loisl und Kurtl Stadtgeschichte schrieben. Und zwar die inoffizielle Version, in der es um Schiessereien, Spielschulden und unglaubliche Zustände im Knast und im Gerichtssaal geht. Oral History, die weder romantisch verklärt noch moralisch urteilt und Respekt vor der Furchtlosigkeit der beiden beeindruckenden Protagonisten erzeugt. Mit seiner Beschreibung Wiens in den 1960er-Jahren füllt der Film inhaltlich eine Lücke, formal zeigt er, was zeitgenössisches Kino kann.» Berlinale