Aqui no ha pasado nada
Aqui no ha pasado nada
Chile 2016, 95', DCP, Sp/d. Regie Alejandro Fernández Almendras. Drehbuch Alejandro Fernández Almendras, Jerónimo Rodríguez. Mit Agustín Silva, Luis Gnecco, Paulina García, Li Fridman, Alejandro Goic, Daniel Muñoz, Augusto Schuster.
In Sundance hat er erstmals Aufsehen erregt: Der Spielfilm aus Chile, der mit Crowdfunding finanziert wurde und einen spektakulären Fall aufgreift: Es geht um Korruption und Willkür in Politik und Justiz. Doch Regisseur Alejandro Fernández Almendras verfolgt nicht bloss eine politische Agenda. Er zeichnet zugleich das fesselnde Porträt einer Jugend, die eigentlich alles hat und permanent auf allen Kanälen kommuniziert.
Vicente geniesst das Leben. Er liebt Partys, Mädchen, schnelle Autos. In einer Sonntagnacht fährt er mit anderen Jugendlichen, mit denen er gefeiert hat, durch die Stadt. Plötzlich erschüttert ein Schlag den Wagen. Am Morgen stellt sich heraus, dass ein Mann überfahren worden ist, ein Vater von drei Kindern, und niemand hat Hilfe geleistet. Obwohl Vicente nicht am Steuer sass, gilt er bald als der Schuldige. Denn der Vater des eigentlichen Fahrers ist ein Senator und Wirtschaftsboss, einer der mächtigsten Männer im Land, auf den kein Schatten fallen darf.
Alejandro Fernández Almendras rekonstruierteinen wahren Fall, der in Chile hohe Wellen schlug. Den Titel könnte man übersetzen als Teil der Bitte an einem Unfallplatz: Gehen Sie weiter, hier ist nichts passiert. Aquí no ha pasado nada fasziniert in seiner Erzählweise und verblüfft noch stärker, wenn man sich die Entstehungsgeschichte vor Augen führt. Finanziert durch Crowdfunding, wurde der Film mit gerade mal 27’000 Dollars in nur 11 Tagen gedreht. Sicher hat dieses kühne und spontane Vorgehen dazu beigetragen, dass ein sehr direktes, ungeschminktes und authentisches Porträt Jugendlicher und ihrer Musik entstanden ist. Der Film gibt weit über Chile hinaus Einblick in den Alltag einer globalisierten Jugend, die alles hat, gerne an die Grenzen geht und permanent mobil kommuniziert, während den Eltern die Zeit für die Kinder fehlt.
Walter Ruggle (Trigon Film)