Anomalisa

Michael, verheirateter Brite in Los Angeles, steckt in der Sinnkrise. Auf einer Geschäftsreise nach Cincinatti lernt er Lisa kennen und verbringt eine Nacht mit ihr. Sie ist anders als alle anderen – oder ist sie es nicht? Charlie Kaufmans zugleich zarter wie sensationeller Trickfilm erzählt von der Liebe zweier Marionetten ohne Fäden, die nicht von Dauer sein darf, aber eine ganze Welt verändert.

Kaufman, Meister der surrealen Identitäts-Dekonstruktion (Being John Malkovich), macht aus einer Dutzendgeschichte etwas Unverwechselbares und Unvergessliches. Wobei ihn schon die extreme narrative Reduktion gereizt haben mag, sein Material noch weiter zu entindividualisieren. Also besetzte er die beiden Hauptfiguren (...) mit Puppen. Zusammen mit Co-Regisseur Duke Johnson und einem Team von Stop-Motion-Spezialisten entwarf er einen komplett animierten Mikrokosmos aus standardisierten Figuren und Räumen, die den Normen der globalisierten Moderne perfekt nachgebildet sind. Nur dass die Puppenköpfe im Verhältnis zum Körper etwas überdimensioniert wirken – als seien die Menschen schon als Kleinkinder in ein ödes Erwachsensein gefallen und fortan darin gefangen. Schon diese Verfremdung ins Prototypische überzieht Anomalia von Anfang an mit einer zarten Unheimlichkeit.» Jan-Schulz Ojala, «Der Tagesspiegel»

Grosser Preis der Jury, Filmfestival Venedig 2015