Aloys
Aloys
Schweiz / Frankreich 2016, 90', DCP, D/f. Regie Tobias Nölle. Drehbuch Tobias Nölle. Mit Georg Friedrich, Tilde von Overbeck.
Zwischen Observation und Obsession: Der Schweizer Regisseur Tobias Nölle hat mit einem grossartigen Georg Friedrich einen Film mit surrealen Qualitäten realisiert. Friedrich spielt einen vereinsamten Privatdetektiv, der in einen Sog gerät, in dem sich Traum und Wirklichkeit nicht mehr trennen lassen.
«‹Wir melden uns.› Von sich selbst spricht Aloys Adorn ausschliesslich in der ersten Person Plural. Die ungesund enge persönliche und berufliche Symbiose mit seinem Vater hat den stillen, einzelgängerischen Privatdetektiv geprägt. Obwohl dieser Vater soeben verstorben ist, macht der Sohn weiter wie bisher: heimlich beobachten, unsichtbar bleiben. ‹Andere Menschen zu filmen, das ist mein Beruf›, sagt er. ‹Sich die Filme noch mal anzugucken, ist mein Hobby.› Doch eine schmerzliche Erinnerung verursacht eine Ablenkung in Aloys’ ritualisiertem Tagesrhythmus – er wird bei einer Observierung entdeckt. Konsterniert betrinkt er sich, schläft im Bus ein und sieht sich nach dem Aufwachen seiner Kamera samt Bänder beraubt. Die mysteriöse Frau, die kurze Zeit später bei ihm anruft, scheint etwas damit zu tun zu haben. Oder will sie einfach nur seine Privatsphäre knacken?
«Tobias Nölle veranstaltet ein Verwirrspiel um den einsamen Privatdetektiv Aloys, Menschenfeind und Tierliebhaber, der eines Tages vom Beobachter zum Beobachteten wird. Darauf hängt er einer suizidalen Zoowärterin an der Strippe, bis die Wand zum Irrealen durchbricht. Ein Stück Fantastik von durchkomponierter Biedermann-Lakonie, oder: Philip Marlowe via Roy Andersson. Es spielt sehr konzentriert an der Kontaktstelle von Traum und Wirklichkeit.» (Pascal Blum, «Tages-Anzeiger»)