Wintergast
Wintergast
Schweiz 2015, 82', DCP, OV/d. fic, Regie Andy Herzog, Matthias Günter. Drehbuch Andy Herzog, Matthias Günter. Mit Andy Herzog, Sophie Hutter, Michael Neuenschwander, Susann Rüdlinger, Cihan Inan, Katarina Schröter, Christian Schocher, Dr. Strangelove, Jürg Halter.
Auf den Spuren von Reisender Krieger: Andy Herzog und Matthias Günter schicken einen nicht mehr ganz jungen Filmemacher in Schaffenskrise als Jugendherberge-Tester durch die vorweihnachtliche Winterschweiz. Ein lakonisch-komisches Roadmovie in Schwarzweiss.
Sechs Jahre sind vergangen seit dem preisgekrönten Kurzfilm. Seitdem arbeitet der Filmemacher Stefan Keller an seinem heiss erwarteten Spielfilmdebüt, doch der 39-Jährige steckt in einer veritablen Schaffenskrise. Aus finanzieller Not nimmt er einen Nebenjob an: als anonymer Jugendherberge-Tester soll er durch die vorweihnachtliche Schweiz reisen. Der Beginn einer Odyssee: Keller kämpft verzweifelt mit 2000 Seiten Drehbuch-Notizen, versucht seine Beziehung zu retten, driftet einsam herum und wird nach der Begegnung mit allerlei bizarren Zufallsbekanntschaften mit dem Sinn seines Daseins konfrontiert.
«Das in berückendem Schwarz-Weiss gefilmte Werk (Kamera: Matthias Günter) ist inspiriert von Schochers Opus magnum Reisender Krieger von 1980. So wie dort ein Handelsreisender durch eine graue Winterschweiz reist, ist es hier ein Zürcher Filmstudent (Koregisseur Andy Herzog), der in seiner Schaffenskrise einen Temporärjob als Tester von Jugendherbergen annimmt. Als melancholisches Roadmovie, Tragikomödie um eine Beziehung und ätzende Bestandesaufnahme schweizerischer Befindlichkeiten funktioniert der weitgehend improvisierte Film hervorragend, und in seinen Betrachtungen übers Filmemachen ist er so komisch wie genial.
(Geri Krebs, NZZ 2015)
«Übrigens ist der Prokrastination jüngst ein wunderbares Denkmal gesetzt worden: Der Spielfilm-Erstling Wintergast von Matthias Günter und Andreas Herzog, der heuer an den Solothurner Filmtagen Premiere feierte und im Herbst in die Kinos kommen wird. Was mich tröstete: Es gibt sogar noch grössere Prokrastinier-Talente als mich.»
(Simon Jäggi, «Berner Kulturagenda» 2015)