
Unerhört Jenisch
Das Geheimnis des unerhört jenischen Sounds: Martina Rieder und Karoline Arn machen sich in ihrem Dokumentarfilm auf Spurensuche, mit dabei ist Stephan Eicher. Weil die jenischen Familien in der Schweiz verfolgt wurden, erzählt der Film auch eine Geschichte von Willkür und Diskriminierung.
Stefan Eicher und sein Bruder Erich Eicher haben es «in sich». Der berühmte Chansonier mit Schnauz und Ohrring hat geahnt, dass er jenische Vorfahren hat, doch geredet wurde in der Familie darüber nie. Er und sein Bruder entdecken, dass ihre Wurzeln zu diesen Familien nach Obervaz in den Bündner Bergen führen, zum berühmten blinden Geiger Fränzli Waser und dem legendären Klarinettisten Paul Kollegger. In diesen jenischen Familien lebt eine unbekannte Musiktradition weiter, die Musik der zugewanderten, eingebürgerten Spielleute, Glockengiesser, Scherenschleifer. Sie spielen mit dem «jenischen Zwick», sie kennen das Geheimnis des besonderen Sounds. Bewundert wurde ihre Musik von vielen, sie wurde überliefert und: übernommen. Die Jenischen, die ohne Noten musizierten, gaben gerne für einen Zweier Roten ihre Stücke zum Besten, bald kursierten diese als Gassenhauer und stürmten gar die Charts – aber mit anderem Titel und unter dem Namen anderer Musiker.
Sie könnten stolz sein auf ihre Musik, auf ihr Können, ihre Tradition. Doch sie sind es nicht. Denn die jenischen Familien wurden untersucht, diskriminiert und verfolgt. Der Bündner Psychiater Joseph Jörger attestierte diesen jenischen Familien erbliche Minderwertigkeit. Deshalb reden sie lieber nicht über ihre Musik, noch weniger über ihre Herkunft. Sie sind skeptisch und zurückhaltend.
Karoline Arn und Martina Rieder gehen auch diesen Aspekten nach. Ihr musikalisch geprägter Film erzählt deshalb auch eine Geschichte der Diskriminierung und Verfolgung. Stück für Stück legen sie das Geheimnis des besonderen Sounds frei.