Hunger
GB/Irland 2008, 96', Digital HD, E/d. Regie Steve McQueen. Drehbuch Steve McQueen. Mit Michael Fassbender, Liam Cunningham, Stuart Graham, Laine Megaw, Brian Milligan.
Mit seinem Kinodebüt Hunger gewann Steve McQueen (Shame, 12 Years a Slave) 2008 in Cannes die Caméra d’or für den besten Erstling. Michael Fassbender verkörpert mit einer Konsequenz, die wehtut, den legendären IRA-Aktivisten Bobby Sands. Dieser führte 1981 den Hungerstreik der IRA-Gefangenen gegen die unmenschlichen Haftbedingungen im berüchtigten H-Block des Maze Prison in Nordirland an – und ging dabei bis zum bitteren Ende: Sands starb im Alter von 27 Jahren. Mit seinem Tod wollte er die britische Regierung zur Anerkennung der IRA-Häftlinge als politische Gefangene zwingen.
Steve McQueen interessiert vor allem die existenzielle Seite eines politischen Konflikts: Er zeigt die Unbedingtheit, mit der Männer wie Bobby Sands an ihrer Sache festhielten. Bis auf eine kleine Geschichte aus der Kindheit verzichtet McQueen auf eine Motivierung seiner Hauptfigur. Hunger wird dadurch zu einem beinahe rituellen Film. Im ersten Drittel herrscht Stellungskrieg zwischen Insassen und Wärtern; im zweiten Drittel gibt es einen langen philosophischen Dialog zwischen Bobby Sands und einem Priester; im Schlussdrittel beginnt der Hungerstreik, und damit nehmen die Dinge ihren Lauf. Die manchmal fast unerträgliche Gewalt in diesem Filmkunstwerk ist niemals Selbstzweck oder blosse Illustration, sie ist Teil eines bildgewaltigen Diskurses über Humanität, politisches Handeln und Selbstaufopferung.