Die Schweizer Wohntage 2022 befassen sich mit dem Thema «Inklusive Quartiere und Gemeinden». Begleitend zur Fachtagung zeigt das Bundesamt für Wohnungswesen zusammen mit dem REX den Dokfilm Gyrischachen von Sonja Mühlemann. Dieser rückt anschaulich und aus einer persönlichen Perspektive die sozialen Aspekte des Themas ins Zentrum.
Ein in die Jahre gekommenes Hochhausquartier im Schweizer Mittelland ist der Ort der Handlung. Mit liebevoll-poetischen, humorvollen Porträts von Bewohnern des Gyrischachen in Burgdorf zeigt der Film einen funktionierenden Mikrokosmos von Schicksalen, Träumen, Freuden, Einsamkeit und Liebe.
«Als Kind konnte ich den Sinn von Landesgrenzen nicht verstehen. Als Jugendliche politisierte mich der Irak-Krieg, und ich musste an meine bosnischen, serbischen und albanischen Mitschüler denken, die früher wegen des Krieges in die Schweiz geflüchtet waren. Eine Frage wurde dabei immer wichtiger: Was ist Heimat? Wann fühlt man sich zu Hause?
Die Antwort fand ich nicht in der Integrationspolitik, sondern im gelebten Alltag an einem Ort, den viele als Ghetto bezeichnen, dem Gyrischachen, dieser Hochhaussiedlung in Burgdorf, meiner Heimatstadt.
Hier wohnen Menschen, die alles zurücklassen mussten, stranden jene, mit denen es das Schicksal nicht gut meinte, oder ziehen manche hin, weil sie das Leben abseits des geraden Weges suchen. Bei diesen Menschen habe ich eine lebensbejahende Energie angetroffen, die alles zusammenhält. Und ich denke, dass es an vielen ähnlichen Orten in der Schweiz auch so zu- und hergeht. Den Gyrischachen gibt es nicht nur in Burgdorf. Gyrischachen ist überall.» Sonja Mühlemann