FREMONT
US 2023, 91', DCP, E/Dari/Kantonesisch/d/f. Ab 16 J., Regie Babak Jalali. Drehbuch Carolina Cavalli, Babak Jalali. Mit Anaita Wali Zada, Jeremy Allen White, Gregg Turkington.
Auf der Wolke der Poesie: Babak Jalalis warmherzige und von schrägem Humor geprägte Geschichte einer jungen afghanischen Einwanderin in Kalifornien ist ein betörender filmischer Glückskeks.
Die 20-jährige Donya lebt allein in Fremont, Kalifornien, in einem Gebäude mit anderen afghanischen Einwander:innen. Sie kann kaum schlafen, isst oft allein in einem örtlichen Restaurant und schaut regelmässig Soaps. Ihre eintönige Routine fernab der Heimat ändert sich, als sie in ihrem Job in einer Glückskeksfabrik in der Stadt zur Wahrsagerin befördert wird. Während ihre Prophezeiungen von wildfremden Menschen in der ganzen Bay Area gelesen werden, treibt Donyas schwelende Sehnsucht sie dazu, eine eigene Botschaft in die Welt hinauszusenden, ohne zu wissen, wohin diese sie führen wird.
Der aus dem nördlichen Iran stammende Babak Jalali hat uns bereits im Spielfilmerstling Frontier Blues mit seinem trockenen Humor beglückt. In Fremont, den er stilsicher in Schwarzweiss gedreht hat, schafft er mit grosser menschlicher Wärme und ebenso leisem wie schrägem Humor das liebevolle Porträt einer jungen Frau, die von der Vergangenheit verfolgt wird, aber immer noch von dem Wunsch nach Gemeinschaft und Verbundenheit erfüllt ist. Überzeugend ist die Besetzung der leise verschrobenen Figuren. Die afghanische Flüchtlingsfrau Anaita Wali Zada gibt ein betörendes Kinodebüt, grossartig ist der Auftritt von Jeremy Allen White (ja, jedermanns Lieblingskoch dank der Serie The Bear) als ebenso schüchterner wie liebenswürdiger Mechaniker, der mehr als nur Autos reparieren kann.