Durcheinandertal
CH 2023, 92', DCP, Dialekt. Regie Bruno Moll. Drehbuch Bruno Moll. Mit Theatergruppe Valendas.
Die Theatergruppe Valendas aus dem bündnerischen Safiental bearbeitet Friedrich Dürrenmatts grotesken Roman «Durcheinandertal». Sie erachtet den Stoff als geeignet, ihre Welt theatralisch darzustellen. Der Film begleitet den kreativen Prozess bis zur Aufführung vor Publikum. Das Safiental gilt als «potentialarmer Raum». Es sei an der Zeit, solche Täler zu entvölkern und der Natur zu überlassen. So die politisch zugespitzte Debatte.
In Dürrenmatts «Durcheinandertal» erwirbt die Stiftung Swiss Society for Morality ein Kurhotel in einem von Abwanderung gebeutelten Schweizer Bergtal. Hoffnung keimt auf im Tal, dass sich in Zukunft die Lebensbedingungen zum Guten hin entwickeln werden. Die Stiftung entpuppt sich aber als ein von einem Mafiasyndikat kreiertes Konstrukt. Sie lässt das Kurhaus zum «Haus der Armut» umfunktionieren. Schwerreiche Gäste sollen durch temporäre Armut der Gnade Gottes teilhaftig werden. In der Wintersaison dient das Kurhotel als Unterschlupf für die Kriminellen des Syndikats. Das armselige Dorf sieht sich seiner wirtschaftlichen Hoffnungen betrogen.
Die Proben des Ensembles, die Erarbeitung des Stücks stehen im Zentrum des Films. Die Akteure hinterfragen dabei den vordergründig bizarren Stoff auf seine Bezüge zur aktuellen Realität. Tableauartige gehaltene Bilder unterbrechen die Probearbeiten. Sie zeigen ein Stück Lebensrealität im Tal und strukturieren den Film. Durch die daraus entstehenden Reibungen mit dem Werk Dürrenmatts erhält der Film seine Kraft und stellt gleichzeitig ein Stück Wirkungsgeschichte des Romans dar. Damit durchdringt das Dokumentarische der Lebensrealität des Ensembles das Fiktionale des Stoffes und umgekehrt.