Das Mädchen und die Spinne
Schweiz 2021, 98', DCP, D. Regie Ramon Zürcher, Silvan Zürcher. Drehbuch Ramon Zürcher, Silvan Zürcher. Mit Henriette Confurius Liliane Amuat Ursina Lardi.
In ihrem wunderlichen Kammerspiel komponieren die Zwillingsbrüder Ramon und Silvan Zürcher ein poetisches Panoptikum menschlicher Beziehungsformen, das sich zwischen Alltagsstudie, Märchen und Psychogramm einer brüchig gewordenen Welt bewegt.
Lisa zieht aus, Mara bleibt zurück. Während Kisten geschleppt, Wände gestrichen und Schränke aufgebaut werden, tun sich Abgründe auf, lassen Sehnsüchte den Raum anschwellen und ein Begehrenskarussell nimmt immer mehr Fahrt auf. Nach ihrem Erstling Das merkwürdige Kätzchen (2013) ist Das Mädchen und die Spinne der zweite Teil einer Trilogie über menschliches Zusammensein. Ein tragikomischer Katastrophenfilm. Eine Ballade über das Verlangen nach Nähe und den Schmerz von Trennung, über Veränderung und Vergänglichkeit.
«Es ist wundersam, wie viel Freiheit Ramon und Silvan Zürcher aus der formalen Beschränkung des Kammerspielartigen ziehen. Und wie mühelos es ihnen gelingt, das Träumerische in das Alltägliche zu flechten – und dabei erst noch die Wahrnehmung des Publikums nonchalant aus den gewohnten Bahnen zu kippen.» Regula Fuchs, «Der Bund»
«Musikalisch konturiert von Eugen Dogas Gramofone-Walzer entspinnt sich eine makellose Choreografie der verstohlenen Blicke und Andeutungen, die sich wie Maras Herpesvirus auf andere Figuren, Eltern und Doppelgänger aus der Nachbarschaft übertragen und zu überraschenden Allianzen führen. Die titelgebende Spinne kommt auch ins Bild, wirkt aber mehr wie ein stiller Vertrauter. Die romantisch-schaurige Anmutung, die man mit dem Tier assoziiert, ist nur eine der Stimmungen, mit denen der Film souverän spielt. Dominik Kamalzadeh, «Der Standard»