Christoph Geiser - Was war Was ist Was bleibt
Schweiz 2010, 42', DCP, D. Regie Martin Hennig. Drehbuch Martin Hennig. Mit Christoph Geiser, Roman Bucheli, Thomas Geiser, Esther Gruber, Stephanie von Harrach, Renate Nagel, Hans Saner, Rosmarie Zeller.
Porträt des Schriftstellers Christoph Geiser in Selbstzeugnissen und Statements seines Umfelds. Im Konflikt mit seiner grossbürgerlichen Herkunft geht der Schriftsteller Christoph Geiser zu den Kommunisten und verweigert den Militärdienst. Nach seinen erfolgreichen Romanen «Grünsee» und «Brachland» – «Schweizer Buddenbrooks» wurden sie auch genannt – entwickelt sich seine Literatur dekonstruierend abseits von Ideologien und handelt auch von seinem Coming-out als Homosexueller. Neben ihm kommen im Film sein Bruder Thomas Geiser, die Literaturwissenschaftlerin Rosmarie Zeller und der Philosoph Hans Saner zu Wort.
«In der bürgerlichen Gesellschaft der Nachkriegs-Schweiz reicht deren verlogene Haltung zur Landesverteidigung im Zweiten Weltkrieg weit in die Sechzigerjahre hinein. Ein Wechsel ins Lager der oppositionellen Minderheit bedeutet eine Herausforderung zur Auseinandersetzung, kann Ächtung und Einsamkeit zur Folge haben. Wenn ein Zeitgenosse wie Geiser über Jahrzehnte alles tut, um sich zu ‹befreien›, geht es ihm auch darum, seine Rebellion, seine dreifache Aussenseiter-Situation zu verwirklichen: einmal als Intellektueller und differenzierender Literat und damit der schweizerischen ‹guten› bürgerlichen Gesellschaft à priori ‹Verdächtiger›, von dem viele Bücher auch in der DDR (Verlag Volk und Welt, Berlin) erschienen sind. Als kritischer politischer Geist, der sich nicht mit einer vagen nonkonformen Position zufrieden gibt, sondern auch vor dem Label des Kommunisten, damit letztlich des Staatsfeindes, nicht zurückschreckt. Weiter als Homosexueller, der sein Minderheiten-Selbstverständnis zwar nicht ideologisch verbreitet, aber mit nicht minder erkämpfter Beiläufigkeit für selbstverständliche Akzeptanz eintritt. Schliesslich auch in der Weiterentwicklung seines Werks auf dem Weg der Dekonstruktion des bürgerlichen Romans, durchaus im Sinne der klassischen Moderne.» Martin Hennig
Vorfilm (nur bei den Vorstellungen am 19. und 20- September)
Et in Arcadia Ego
Italien 1989, 28 Min., DCP, ohne Dialoge
Regie, Drehbuch: Clemens Klopfenstein
Mit: Max Rüdlinger, Christine Lauterburg, Vachtang «Tato» Kotetishvili
Max, der Kunstmaler, verlässt untröstlich seine Frau Chiara in der Schweiz für eine einsame Künstlerzeit im steinigen Umbrien. Dort quält er sich mit seinen Bildern in Gewittern und grossem Regen. Er glaubt, dass ein Barmann sein Freund wird, dieser ist jedoch sehr durchtrieben und bringt ihn zu seinem Ende: In einer scheusslichen Nacht kann er Max dazu bringen, in einen etruskischen Keller zu steigen, wo ein wunderbarer Wein wartet, Max versinkt vor dem Fass, und der Barmann lässt schnell den Keller zumauern. Et in Arcadia Ego: Auch der Tod ist in Arkadien, eine Persiflage auf die Italien-Sehnsucht der Künstler und den vorherigen Film Der Ruf der Sybilla.