Chamissos Schatten 3: Tschukotka und die Wrangelinsel
Chamissos Schatten 3: Tschukotka und die Wrangelinsel
Deutschland 2016, 153', DCP, OV/d. Regie Ulrike Ottinger. Drehbuch Ulrike Ottinger. Mit Logbüchern von Adalbert von Chamisso (Stimme: Hanns Zischler), Georg Wilhelm Steller (Burghart Klaussner), Captain James Cook (Thomas Thieme), Ulrike Ottinger (Ulrike Ottinger).
Ulrike Ottingers neuester Film CHAMISSOS SCHATTEN - EINE REISE ZUR BERINGSEE IN DREI KAPITELN führte sie 2014 in die weit entfernten Regionen des Beringmeers. Wir zeigen den Film mit einer Länge von 709 Minuten in vier Teilen: ALASKA UND DIE ALEUTISCHEN INSELN (190 Min.), TSCHUKOTKA (192 Min.), TSCHUKOTKA UND DIE WRANGELINSEL (153 Min.), KAMTSCHATKA UND DIE BERINGINSEL (174 Min.). Für die vier Teile ist ein Kinopass für Fr. 50.- respektive Fr. 40.- (reduzierter Tarif) erhältlich.
Der Wind, die Wellen und das Interesse an den Menschen leiteten Ulrike Ottinger nach Kamtschatka, Tschukotka, Alaska und zur Inselkette der Aleuten. Hier, weit im Norden, stossen der eurasische und der amerikanische Kontinent aufeinander und es bieten sich dem Auge spektakuläre Meeres- und Vulkanlandschaften. Hier kreuzen sich verwandte Ethnien und Kulturen, die von einer langen Geschichte kolonialer Überformungen geprägt sind und dennoch Teile ihrer indigenen Sprache und ihres alten Wissens bewahrt haben. Und hier kollidieren die wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen der Einwohner und der globalen Politik.
Angeregt von historischen Berichten berühmter Forscher wie Alexander von Humboldt, Georg Wilhelm Steller, Reinhold und Georg Forster und insbesondere Adelbert von Chamisso begab sich Ulrike Ottinger auf die Reise. Wie diese schrieb sie ihr eigenes Logbuch und machte beeindruckende Bilder, die die Landschaften, die Pflanzen und Tiere und die dort lebenden Menschen zeigen. Mit dem ihr eigenen, künstlerisch-ethnographischen Blick verknüpft sie die historischen Berichte, Erkenntnisse und bildlichen Darstellungen mit ihren persönlichen Reisenotizen und Aufnahmen. So berühren sich Vergangenheit und Gegenwart im Film, werden historische und kulturelle Veränderungen deutlich. Ein Spannungsverhältnis entsteht zwischen damals und heute, das zeigt, wie untrennbar beides zusammengehört: So wie der Schatten und Peter Schlemihl, der ihn in Adelbert von Chamissos „Wundersamer Geschichte“ erst verliert und ihm dann mit Siebenmeilenstiefeln über alle Kontinente nachjagt.
«Es beginnt mit ,Peter Schlemihls wundersame Geschichte’, in der ein Mann in Siebenmeilenstiefeln die Welt bereist. Das Märchen schrieb Adelbert von Chamisso, bevor er 1815 an einer russischen Entdeckungsexpedition teilnahm. Er untersuchte die Flora Alaskas, um dann die Nordwest-Passage zu erforschen, wie dies auch der Seefahrer Bering, begleitet vom Arzt und Naturforscher Steller, und Cook getan haben. Ein Bullauge gibt den Blick frei. Ottingers Reise von Alaska über Tschukotka nach Kamtschatka beginnt, begleitet von den Logbüchern ihrer Vorgänger. Während sie die Texte Stellers ,dramatisch’ nennt, beschreibt sie Chamissos Tagebücher als lebendig und mitfühlend. Auch sie führt ein Logbuch, geprägt von ihrem vertrauten ethnografischen und künstlerischen Interesse, das sich auch in Bildern zeigt: Wasser, Fische, Seeotter, Steine, Vulkane, Tundra, Häuser, Dörfer, Fotografien, Objekte, Landkarten. Menschen, die sie trifft, sprechen über ihr Leben, über Vergangenheit und Gegenwart. Sie zeigt sie bei der Arbeit, beim Singen, und immer wieder beim Fischen. Zeit meint hier nicht die Län ge des Films, sondern die Gleichzeitigkeit der Jahrhunderte, die Zeit, die man im Kino dazugewinnt.» (Berlinale)