Bad Luck Banging or Loony Porn
RO/LU/HR/CZ 2021, 106', DCP, Rumänisch/d/f. Ab 18 (18) J., Regie Radu Jude. Drehbuch Radu Jude. Mit Katia Pascariu, Claudia Ieremia, Olimpia Mălai, Nicodim Ungureanu, Alexandru Potocean, Andi Vasluianu.
Das private Pornovideo einer Lehrerin geht viral, ein Elternabend wird zum obszönen Tribunal: In seiner Satire, die er im Corona-Sommer 2020 gedreht hat, demaskiert der Rumäne Radu Jude die Scheinheiligkeit und den Chauvinismus einer im Grunde totalitären Gesellschaft. Goldenen Bär Berlinale 2021.
Lustvoll, zügellos, explizit: Emi und ihr Mann haben ausschweifenden Sex. Leider auch auf Video. Ihr sehr privater Pornofilm gerät irgendwie ins Internet und geht viral. Weil Emi eine Lehrerin an einer renommierten Schule ist, muss sie antreten zu einem Elternabend der besonderen Art. Die «Debatte» gerät zum Tribunal – über konsensualen Sex, Pornografie, die Nazis, Wahrheit, Bildungstheorie und vieles mehr. Emi wird nicht nur für ihr Sexleben verantwortlich gemacht, sondern auch für die rumänische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Bad Luck Banging or Loony Porn von Radu Jude ist glückliches Fragment, Enzyklopädie unserer Zeit und die gnadenlose Analyse einer völlig zersplitterten Gemeinschaft die nur noch in der Feindseligkeit zusammenfinden kann. Radu Jude treibt den Irrwitz auf die Spitze und lässt uns erahnen, zu welch bitterböser Farce unsere Zeit geworden ist. Eine filmische Erfahrung zwischen totaler Finsternis und grell erleuchteter Humorzone.
«Obszönität ist das Thema dieses Films. Die Zuschauer werden ständig aufgefordert, die sogenannte Obszönität eines banalen Amateur-Pornovideos mit der Obszönität um uns herum und derer, die wir in der jüngeren Geschichte finden können, deren Spuren man überall findet, zu vergleichen.» Radu Jude
«Bad Luck Banging or Loony Porn ist wie alle Filme von Radu Jude zugleich ernst und unterhaltsam, getrieben von aufklärerischer Wut. Wie eine cineastische Wühlmaus erkundet er die verschiedensten Genres – schwarze Komödie, Western, inszenierter Dokumentarfilm – und bleibt bei seinem Thema: dem Totalitarismus, seinen Vorläufern und seinen Nachwirkungen in der rumänischen Gegenwart.» Katja Nicodemus, «Die Zeit», 10.3.2021